Im Januar waren die evangelischen Religionskurse der Jahrgangsstufen elf und zwölf zu Gast beim Dies Academicus der Evangelisch-Theologischen Fakultät der LMU München.
Der Dies Academicus blickt auf eine lange Tradition zurück: Seit 1926 besteht an der Ludwig-Maximilians-Universität München dieser akademische Feiertag, an dem herausragende Leistungen von Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftlern und Studierenden gewürdigt werden. Zudem gilt der Dies Academicus als Tag des Dialogs, denn bei einer Vielzahl von Fachvorträgen, Podiumsdiskussionen und Workshops wird der akademische Austausch innerhalb der verschiedenen Fakultäten gefördert.
Dieser besondere Tag ist nicht zuletzt für die Öffentlichkeit gedacht, die in den Dialog mit einbezogen werden soll. Daher lud die Evangelisch-Theologische Fakultät u. a. Religionslehrkräfte sowie die Schülerinnen und Schüler Münchner Schulen ein, sich über den „rasanten Wandel der kirchlichen und religiösen Situation“ sowie über die daraus hervorgehenden „Gefährdungen, vor allem aber auch die daraus erwachsenden Chancen“ zu informieren und zu diskutieren – ein Angebot, das Herr Frank an die evangelischen Religionskurse der 11. und 12. Jahrgangsstufe weitergab.
Zunächst besuchten wir ein Eingangspodium zu dem Thema „Alles anders, alles neu. Theologie im Aufbruch“. Prof. Dr. Christian Albrecht, Prof. Dr. Reiner Anselm, Inge Erdmannsdörfer, Sophie Schuster und Prof. Dr. Christopher Spehr zeigten, welchen Herausforderungen sich die Theologie aktuell stellen muss – die Zahl der Kirchenaustritte steigt; Gottesdienste verlieren zunehmend an Bedeutung; die religiöse Vielfalt nimmt zu, die Kirche muss sich verstärkt mit gesellschaftspolitischen Fragen oder ethischen Fragen wie Klimawandel oder sozialer Gerechtigkeit befassen.
Wenig überraschendes Fazit war, dass die Kirche offener und dialogfähiger bleiben (Dialog mit Gemeinde, Schule, Jugend …) und dass sich bereits die theologische Ausbildung stärker mit sozialen und politischen Fragen auseinandersetzen sollte. Der Ankündigung vorab, das Publikum, also auch uns Schülerinnen und Schüler, in den Dialog miteinzubinden, wurden die Diskussionsteilnehmenden meiner Meinung nach nicht gerecht, obwohl genau dies einer der zentralen Punkte war. Gerade junge Menschen fragen sich verstärkt, welche Bedeutung die christliche Kirche überhaupt noch hat.
Nach einem „Austausch mit Stärkung – süß & salzig“ – Gesprächen bei Snacks – nahmen wir an dem Workshop von Thomas Heller: „Theologie im Aufbruch: Kirchliche Positionierungen gegen populistische und extremistische Parteien“ teil, der gerade im Hinblick auf die bevorstehende Bundestagswahl nicht nur ausgesprochen spannend, sondern auch von großer Wichtigkeit war.
Die Teilnehmenden sollten sich aktiv zu der Frage „Hat Politik heutzutage etwas im Religionsunterricht zu suchen oder nicht?“ positionieren. Es wurde intensiv darüber diskutiert, wie der Religionsunterricht in den Schulen gestaltet werden kann, um Extremismus vorzubeugen und unsere demokratischen Werte zu fördern – und ob dies überhaupt gelingen kann. Als grobes Fazit kann festgehalten werden, dass politische Neutralität der Kirchen/Religion in Anbetracht des politischen Wandels nicht länger funktioniert – und dass es nicht mehr geht, sich nicht zu positionieren. Theologie und Kirche – und damit die religiöse Bildung in Schulen – müssen sich in gesellschaftspolitische Debatten einmischen, sich ebenfalls positionieren, zugunsten von Demokratie und Menschlichkeit.
Weitere Informationen zum Dies Academicus finden Sie hier.
Text: Danae Lake, Q12