Workshops zur Reduktion von Lebensmittelabfällen für die 9. Klassen

Einen Joghurt, der nur noch einen Tag „haltbar“ ist, den kauft im Supermarkt wohl keiner. Kaum Gedanken macht man sich jedoch darüber, was mit all diesen Lebensmitteln passiert, die aus dem Regal genommen werden. Viele davon landen einfach im Müll. Dabei handelt es sich in vielen Fällen, wie beim Beispiel unseres Joghurts keineswegs um ein „Verfallsdatum“, sondern vielmehr um ein Mindesthaltbarkeitsdatum. Ist dieses überschritten, sind Produkte teilweise noch Wochen darüber hinaus genießbar. Natürlich kann man das nicht auf alle Produkte übertragen, bei einigen ist es jedoch der Fall. Dies ist nur ein Beispiel für die 12 Millionen Tonnen Lebensmittelabfall, die allein in Deutschland jedes Jahr anfallen. Pro Kopf entspricht dies 75 kg pro Jahr, wovon jedoch eigentlich 32 kg vermeidbar wären. Auch ökonomisch ein Irrsinn – handelt es sich dabei um durchschnittlich 190 € pro Jahr, die in die Mülltonnen unseres Landes wandern. Diese Thematik war Inhalt der Workshops des Ernährungsinstituts Kinderleicht e.V. mit dem Titel „Reduktion von Lebensmittelabfällen“, an denen alle Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen des Gymnasiums Fürstenried teilnahmen. Zunächst wurde ein Überblick über die Faktenlage in Form eines Inputs gegeben, der das Ausmaß des teilweise verschwenderischen Umgangs mit Lebensmitteln in hochentwickelten Industrienationen wie Deutschland deutlich machte. 

26 % des Lebensmittelabfalls entfällt auf Gemüse, 18 % auf Obst und 15 % auf Backwaren. Unterschieden wird zwischen vermeidbaren (z.B. abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum, Grillgut, das aufgrund eines abgesagten Grillabends einfach im Müll entsorgt wird), teilweise vermeidbaren (z.B. Brotrinde, Schale eines geschälten Apfels, in Mensa zurückgegebenes Essen) und nicht vermeidbaren Lebensmittelabfällen (z.B. Kaffeesatz, Bananenschale). Alle sind in den oben aufgeführten 75kg/ Kopf enthalten. 61 % der Abfälle verursacht der Verbraucher, sodass jeder persönlich seinen Beitrag zur Reduktion der Problematik beitragen kann. Die Gründe für das Wegwerfen sind vielseitig. Verluste treten auch in Industrie und Handel auf. 

Warum werfen wir Lebensmittel weg? Bei 36% handelt es sich um verdorbene Ware, 21% wurde zu viel eingekauft, 18% weil es unappetitlich aussieht und 13% da zu viel eingekauft. Gründe sind teilweise auch Verführungen im Supermarkt wie „Nimm 3, zahl 2“ oder spontane Planänderungen bezüglich des Essens. 5% trifft Lebensmittel, bei denen das Mindesthaltbarkeitsdatum („mindestens haltbar bis“) überschritten ist. Es handelt sich dabei um kein Wegwerfdatum, vielmehr sollten Lebensmittel danach mit allen Sinnen geprüft werden und in jedem Einzelfall eine Entscheidung getroffen werden. Anders dagegen verhält es sich beim Verbrauchsdatum („zu verbrauchen bis“). Diese Lebensmittel dürfen nach Ablauf des Verbrauchsdatums nicht mehr verkauft werden, da Lebensmittel leicht durch Keime belastet werden und dann gesundheitsschädlich sein können.

In einer sich anschließenden Gruppenarbeitsphase bearbeiteten die Schülerinnen und Schüler im Anschluss unterschiedliche Aufgaben, wie beispielsweise die Entwicklung von Strategien zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen, die Erstellung von möglichen Rezepten mit vorgegebenen, verfügbaren Lebensmitteln oder die Beurteilung von Lebensmitteln hinsichtlich einer potentiellen Weiterverwertung. Dabei wurde beispielsweise überprüft, ob eine angebrochene Nudelpackung oder ein Joghurt, der das Mindesthaltbarkeitsdatum um einen Tag überschritten hat tatsächlich entsorgt werden muss. Schimmliges Brot gleichwohl sollte tatsächlich vollständig in den Müll geworfen werden.

In einer abschließenden Runde wurden die auf Plakaten dokumentierten Ergebnisse von den verschiedenen Gruppen im Plenum präsentiert. Am Ende war ein wichtiges Thema, über dessen Ausmaß man sich normalerweise nicht allzu viele Gedanken macht, deutlich mehr in das Bewusstsein der Köpfe gerückt. Ermöglicht wurde das Projekt durch einen Zuschuss des Fördervereins, bei dem wir uns an dieser Stelle ausdrücklich bedanken wollen.

Martin Steinböck für die Fachschaft Biologie